"Die Zeit der Blüte ist vorbei. Nun gilt es, Frucht zu werden."
(Michel Tournier)
"Die Zeit der Blüte ist vorbei. Nun gilt es, Frucht zu werden."
(Michel Tournier)
Die "Magie der Lebensmitte", Zeit des Übergangs, Zeit der Transformation! Unser unterdrücktes, angepaßtes und vernachlässigtes Wesen bricht sich endlich Bahn. Wir beginnen, unsere wahre Natur zu entdecken, zu erforschen und unser Leben nach ihr auszurichten.
Eine zweite Geburt, doch nun regiert der Aszendent, der bereits bei unserer ersten im Osten aufzusteigen begann - ex oriente lux. Ein Zyklus ist vollendet, ein neuer beginnt. Die lineare Zeit (Chronos) verliert an Bedeutung zugunsten der zyklischen Zeit (Kairos).
Unser Licht leuchten lassen und es in die Welt hinaustragen wie ein Kind seine Laterne zu St. Martin, stolz und mit strahlenden Augen; der folgende Text von Marianne Williamson, der bisweilen Nelson Mandela zugeschrieben wird, bringt das auf wunderbare Weise zum Ausdruck:
Unsere größte Angst ist nicht, daß wir unzulänglich sind.
Unsere größte Angst ist, daß wir über alle Maßen kraftvoll sind!
Es ist unser Licht, das uns am meisten erschreckt, nicht unser Schatten!
Wir fragen uns, wer bin ich schon, daß ausgerechnet ich brillant,
prächtig, begabt und sagenhaft sein sollte?
Doch wer bist Du, daß ausgerechnet Du es nicht sein solltest?
Du bist ein Kind Gottes -
wenn Du vorgibst, kleiner zu sein, als Du bist, dienst Du nicht der Welt.
Es hat nichts Erleuchtetes, sich zurückzuziehen und klein zu machen,
um andere nicht zu verunsichern.
Wir sollen strahlen, wie Kinder es tun!
Wir werden geboren, um das göttliche Licht sichtbar zu machen, das in uns ist.
Es ist nicht nur in einigen wenigen, es ist in uns allen -
und sobald wir unser Licht leuchten lassen, geben wir unbewusst
unseren Mitmenschen die Erlaubnis, das Gleiche zu tun.
Sind wir befreit von unserer Angst,
wird unsere Gegenwart automatisch auch andere befreien.
Der Wind und die Sonne gerieten eines Tages darüber in einen Streit, wer von beiden es wohl schneller schaffen würde, den Wanderer im Tal unter ihnen dazu zu bringen, seinen Mantel auszuziehen. "Wohlan", sagte der Wind, "laß' uns einen Wettkampf dazu machen."
Der Wind begann. Er blies so fest er nur konnte und stürmte und tobte und wollte dem Mann seinen Mantel mit Gewalt vom Leibe reißen. Aber der Wanderer zog seinen Mantel nur immer enger um sich und hielt ihn mit beiden Händen fest. Nach einer ganzen Weile gab der Wind auf.
Nun war die Sonne an der Reihe. Sie wählte einen anderen Weg: liebevoll sandte sie dem Wanderer ihre warmen Strahlen. Und es dauerte nicht lange, bis er den Mantel aufknöpfte und ihn ganz auszog.(nach einer Fabel von Aesop)